Noch immer kann ich es kaum glauben. Am Sonntag hat
der Berlin-Marathon stattgefunden. Dieses Mal und auch zum ersten Mal in meinem
ganzen Leben bin ich einen Marathon gelaufen..
Vielleicht erinnern sich einige von euch noch daran wie ich vor zwei Jahren
das erste Mal einen Halbmarathon gelaufen bin.
Damals bin ich meinen Halbmarathon tatsächlich ohne Training gelaufen.
Grund dafür war, dass ich mich überhaupt erst zum Halbmarathon angemeldet habe,
da ich es überhaupt nicht mochte laufen zu gehen und sowieso nie draußen joggen
war. Es wurde eine richtige Hassliebe mit dem Laufen. Man könnte sagen, dass es
wie bei einer Mathearbeit "abgelaufen" ist, ich habe es auch erst
nach der Prüfung gekonnt.
Mit der Teilnahme am Halbmarathon, habe ich auch Spaß am Laufen bekommen.
Ich wollte meine Schwäche besiegen und besser in etwas werden, in dem ich
wirklich überhaupt nicht gut war.
Nach meinem Halbmarathon folgten weitere zehn Kilometerläufe und sogar ein
Tough Mudder Run.
Man könnte wirklich sagen, dass ich in den letzten zwei Jahren ziemlich
viel im Bereich Laufen geschafft habe.
Mit der Teilnahme am Halbmarathon stand für mich aber schon fest, dass
eines Tages in mein Leben ein Marathon folgen sollte. Einen Startplatz für den
Marathon zu bekommen ist aber gar nicht so leicht wie ich es dachte.
Da es nur 40.000 Startplätze gibt und der Andrang einfach unbeschreiblich
ist, werden die Startplätzte vom Veranstalter per Zufallsverfahren ausgelost.
Für alle, die noch nie ein Marathon gelaufen sind, es aber vorhaben, kann ich
nur raten sich so früh wie möglich anzumelden.
Da war er nun, der große Tag. Der 25. September 2016 schrieb jetzt schon in
meinem Leben Geschichte. Der große, einzige und erste Marathon in meinem ganzen
Leben stand bevor.
Ich muss ehrlich sagen, dass es ein wirklich komisches Gefühl war. Eine
Mischung aus Freude, Verwirrung, Angst und dem Ehrgeiz zu gewinnen, nicht das
Rennen, sondern über meine Schwäche und Angst.
Es mag vielleicht wirklich komisch klingen, aber ich bin nur einen
Halbmarathon, ein Marathon und all diese anderen Läufe gelaufen, weil ich das
Laufen einfach noch nie wirklich mochte.
42,2 Kilometer - was schnell geschrieben ist, ist ein unglaublich langer
Weg. Ich will nicht sagen, dass ich das ganze unterschätzt hätte, doch irgendwie
habe ich es mir einfach anders vorgestellt.
Als ich am Sonntag zum Start am Brandenburger Tor gefahren bin, konnte man
mir das Grinsen kaum noch aus dem Gesicht nehmen. Ich war so aufgeregt, aber
nicht vor Angst, sondern vor Freude.
Ich habe so lange auf diesen Tag hin trainiert nicht nur in den sechs
Monaten in der ich wirklich hart für das Rennen gezielt trainiert habe, sondern
überhaupt immer, seit meinem Halbmarathon.
Als ich dann los gelaufen bin, muss ich ehrlich zugeben, dass der erste
Kilometer wie eine Ewigkeit verging.
Nachdem ich mich etwas warm gelaufen hatte war das Ganze wieder viel einfacher
und ich war wirklich glücklich über meine Entscheidung an dem Lauf
teilzunehmen.
Vielleicht war es auch die "Social Pressure" ich mir auferlegt
hatte, aber aufgeben ist und war noch nie eine Option für mich. Nach Kilometer
17 hatte ich einfach nur das Verlagen den Halbmarathon zu schaffen da ich mir
vorstellte, dass danach alles besser werden würde.
Es wurde nicht wirklich besser, aber es war ein tolles Gefühl schon einmal
den Halbmarathon geschafft zu haben, praktisch den Lauf mit dem alles
angefangen hatte.
Ich lief also weiter, noch eine ganze Weile, doch bei Kilometer 32 wurde es
wirklich schlimm. Es ist natürlich verständlich, dass 32 Kilometer nicht an
einem "vorbeigehen", doch der Schmerz der sich langsam in mein Bein
ausbreitete war unerträglich.
Ich bin eigentlich ein ziemlich taffes Mädchen, doch der Druck, die
Anstrengung und die Schmerzen in meinem Bein, brachten mich dazu kurz vor den
Tränen zu stehen.
Es waren also "nur noch" 10 Kilometer. 10 Kilometer die sich wie
Ewigkeiten anfühlten. Bei Kilometer 32 hatte ich das Problem, dass meine Beine
einfach nicht mehr laufen wollten. Ich konnte tatsächlich nur noch gehen aber
nicht mehr joggen.
Für die letzten 10 Kilometer habe ich fast so lange gebraucht wie für meinen
Halbmarathon, was mich wahnsinnig werden ließ. Die Straßen und die letzten
Kilometer erschien mir immer länger zu werden.
Bei Kilometer 40 wurde es dann wirklich haarsträubend. 2 Kilometer standen
also noch an und man konnte die Menge am Brandenburger Tor, die sehnsüchtig auf
die nächsten Läufer wartete, schön laut und deutlich hören.
Als ich dann das Brandenburger Tor zum ersten Mal von Weitem gesehen hatte,
schlug mein Herz so unglaublich schnell, dass ich mich fast überschlagen
wollte.
Die Menschen an der Absperrung schrieben alle meinen Namen der groß und
deutlich unter meiner Startnummer stand. Die Leute jubelten den Teilnehmern zu,
die es nun fast geschafft hatten.
Als ich dann endlich die letzte Markierung überschritten hatte und das Ziel
überlaufen war, brach ich in Tränen aus. Es war einfach unglaublich. Selbst
jetzt wo ich diese Zeilen schreibe, kann ich immer noch nicht glauben, dass ich
es wirklich geschafft habe. Ich habe zwar noch ziemliche Schmerzen beim Laufen,
bin aber so überglücklich und stolz auf mich selbst.
Ich habe zwar nicht wirklich vor noch einmal einen Marathon zu laufen, bin
aber voller Faszination und freue mich schon selbst für die Teilnehmer im
nächsten Jahr an der Straße zu stehen und die Läufer anzufeuern und zu bejubeln.